„Monsieur Claude und seine Töchter“: Vier Hochzeiten und ein Kampf der Kulturen

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Monsieur Claude fühlt sich wie der Nachfolger Hiobs: Er musste bereits einen Moslem, einen Juden und einen Chinesen als Schwiegersohn akzeptieren. Als die vierte Tochter sich mit einem Afrikaner verlobt, reißt dem Patriarchen der multikulturelle Geduldsfaden.


Für Claude Verneuil (Christian Clavier, „Asterix & Obelix“) gibt es zwei Pfeiler seiner Existenz: Die katholische Kirche und General de Gaulle. Der Notar hätte eigentlich allen Grund, rundum glücklich zu sein. Er lebt mit Gattin Marie in einem herrschaftlichen Haus im malerischen Loiretal. Das Paar ist gesegnet mit vier schönen Töchtern, die ihnen auch schon einige Enkelkinder geschenkt haben. Zum Leidwesen der Verneuils haben es ihre ältesten drei Sprösslinge beim multikulturellen Zusammenleben aber übertrieben und Männer mit Migrationshintergrund geheiratet: den Chinesen Chao, den jüdischen David und den Muslimen Rachid.

Zwar nehmen es die drei Männer mit den Traditionen ihrer Vorfahren gar nicht so ernst, „echte“ Franzosen sind sie in den Augen ihrer Schwiegereltern aber eben nicht. Claude und Marie wollen aber nicht als Rassisten dastehen und ertragen die kulturelle Vielfalt in ihrer Sippe mit zunehmend brüchiger Liberalität. Zu allem Überfluss pflegen auch ihre Schwiegersöhne untereinander die vielfältigsten Vorurteile, so dass Familienessen zwischen halal, koscher und Dim Sum gern zu Mini-Nahostgipfeln mutieren und sich David und Rachid am Ende nur darin einig sind, dass die Chinesen in puncto Gastfreundschaft so einiges dazulernen könnten.

Endlich ein Katholik

Alle Hoffnungen von Claude und Marie ruhen auf der jüngsten Tochter Laure. Und ach, wie groß ist die Freude, als diese ihre Verlobung mit dem katholischen Charles verkündet. Endlich darf Marie die Dorfkirche für eine Trauung buchen. Als sich dann aber herausstellt, dass Charles von der Elfenbeinküste stammt und dunkelhäutig ist, sieht sich Monsieur Claude am Ende seiner Kraft – bis er feststellt, dass Charles‘ Vater partout keine Weiße zur Schwiegertochter will.

Der cineastische Clash der Kulturen kommt in Frankreich bestens an: Nach „Ziemlich beste Freunde“ hat auch „Monsieur Claude und seine Töchter“ – in der direkten Übersetzung sehr viel passender mit „Was haben wir dem lieben Gott bloß getan?“ betitelt – in der Grande Nation einen Siegeszug angetreten. Über zehn Millionen Besucher zählte die Komödie dort seit dem Start Mitte April 2014. Damit hat sie etwa „Die fabelhafte Welt der Amélie“ bereits weit hinter sich gelassen.

Mit Filmen gegen den Fremdenhass

Das Thema Ausländerfeindlichkeit war gerade erst auch Thema in der französischen Komödie „Eine ganz ruhige Kugel“ mit Gérard Depardieu, die am 3. Juli in die deutschen Kinos gekommen ist. Angesichts einer Stimmungslage in der französischen Bevölkerung, die der rechtsextremen Partei Front National bei der Europawahl jede vierte Wählerstimme eingebracht hat, kann man fast den Eindruck gewinnen, Frankreichs Filmemacher wollten der grassierenden Fremdenfeindlichkeit im Lande auf der Leinwand etwas entgegensetzen.

Regisseur Philippe de Chauveron macht den Zuschauern den Spaß an seinem Werk leicht. Alle Figuren sind etwas rassistisch, richtig übel über die Stränge schlägt aber niemand. Die Schwiegersöhne sind allerbestens integriert und können sogar spontan die ziemlich umfangreiche Nationalhymne zum Besten geben. So wird „Monsieur Claude“ niemandem großartige Aha-Erlebnisse bescheren. Die multikulturelle Chaos-Sippe bereitet aber einen vergnüglichen Kinoabend, bei dem Stammtisch-Grantler und Grünen-Wähler gleichermaßen einiges zu lachen haben.

„Monsieur Claude und seine Töchter“ kommt am 24. Juli in die deutschen Kinos.

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(Bild: Neue Visionen)