Meryl Streep hat so viele Oscar-Nominierungen wie kein anderer Schauspieler. Respekt. Historisch ist aber auch ihre miserable Chancenverwertung. Ein Mann siegte ganz ohne Nominierung und ambitionierte Paare sollten die Hochzeit lieber verschieben. Eine etwas andere Oscar-Statistik.
Keine Schauspielerin und kein Schauspieler hat mehr Oscar-Wettkämpfe verloren als Meryl Streep. Seit ihrer ersten Nominierung vor 37 Jahren war sie zwar beeindruckende 19 Mal nominiert und führt mit weitem Abstand vor ihren Kollegen Katharine Hepburn und Jack Nicholson mit je zwölf Nominierungen. Allerdings war Streep bislang eben auch nur dreimal siegreich: 1980 für die Nebenrolle im Scheidungsdrama „Kramer gegen Kramer“, als Hauptdarstellerin in „Sophies Entscheidung“ (1983) und nach extrem langer Wartezeit 2012 als Margaret Thatcher in „Die Eiserne Lady“. Somit hat Streep nicht mal jede sechste Nominierung gewonnen.
Eine sehr viel bessere Chancenverwertung gelang Katharine Hepburn, die jede dritte Nominierung in einen Preis umwandelte. Die Diva hält mit ihren vier Trophäen immer noch den alleinigen Rekord für die meisten Schauspiel-Oscars. Streep könnte bei der Preisverleihung in der Nacht zum 23. Februar 2015 dank ihrer Nebenrolle als böse Hexe im Musical „Into the Woods“ aufschließen. Vermutlich gibt es aber Niederlage Nummer 16. Als haushohe Favoritin in der Kategorie gilt nämlich Patricia Arquette für „Boyhood“.
Generell halten sich die mehrfachen Oscar-Triumphe unter den Schauspielern erstaunlich in Grenzen. Nur fünf Darsteller haben bislang drei Oscars gewonnen: Streep, Ingrid Bergmann, Walter Brennan, Jack Nicholson und Daniel Day-Lewis. Letzterer ist der Einzige, der alle Siege als Hauptdarsteller einfuhr. Unter den zweifachen Gewinnern gab es in den vergangenen 86 Jahren nur sechs Schauspieler, die bei jeder Nominierung auch gewonnen haben. Zu dem illustren Kreis zählen Kevin Spacey, Christoph Waltz und Hilary Swank.
Eine Rolle, zwei Nominierungen
An mangelnden Gelegenheiten liegt die geringe Zahl multipler Oscar-Gewinne jedenfalls nicht. Etliche Schauspieler wurden gar mehrere aufeinanderfolgende Jahre nominiert. Den Rekord halten Bette Davis und Greer Garson mit je fünf Jahren. Viermal schafften es unter anderen Marlon Brando, Elizabeth Taylor und Al Pacino. Dem Iren Barry Fitzgerald gelang das Kunststück, bei der Zeremonie 1945 für „Der Weg zum Glück“ als bester Haupt- und Nebendarsteller für ein und dieselbe Rolle nominiert zu werden. Dies wurde anschließend von der Academy of Motion Picture Arts and Sciences ausgeschlossen. Eine Regeländerung gab es auch nach dem Gewinn des Kameramanns Hal Mohr. Der war 1936 von seinen Kollegen für „Ein Sommernachtstraum“ zum Sieger gekürt worden, ohne überhaupt nominiert gewesen zu sein.
Das genaue Gegenteil widerfuhr Martin Scorsese 2003. Sein Epos „Gangs of New York“ konnte keine einzige der zehn Nominierungen in einen Gewinn ummünzen. Mit elf Nominierungen und ebenfalls null Siegen wurde 1986 Steven Spielbergs Sklavendrama „Die Farbe Lila“ geradezu gedemütigt. Das andere Extrem gelang Peter Jackson 2004 mit dem Abschluss seiner „Der Herr der Ringe“-Trilogie: In allen elf nominierten Kategorien bis hin zum Besten Film hieß der Sieger stets „Die Rückkehr des Königs“. Damit stieg der Fantasyfilm neben „Ben Hur“ und „Titanic“ zum Film mit den meisten Oscars aller Zeiten auf. Ganz nebenbei war es abgesehen von „Der Pate – Teil II“ die einzige Fortsetzung, die je als Bester Film ausgezeichnet wurde.
Über Streeps 19 Nominierungen nur müde lächeln kann übrigens John Williams. Der Komponist („Star Wars“, „Harry Potter“) hat unglaubliche 49 Nominierungen angesammelt. Die Person mit den meisten Nominierungen in der Oscar-Geschichte ist Trickfilmpionier Walt Disney (59).
Kein Herz für Paare
Filme mit gleichermaßen beeindruckenden Hauptrollen für Mann und Frau scheinen in Hollywood die Ausnahme zu sein. Jedenfalls haben bislang erst sieben Filme Oscars in beiden Kategorien eingefahren. Jack Nicholson gelang das gleich zweimal mit Louise Fletcher in „Einer flog über das Kuckucksnest“ 1975 und dann 1997 mit Helen Hunt in „Besser gehts nicht“. Oscar-Gewinne nach der Trauung für beide Ehepartner gehören ebenfalls zur Ausnahme. Das ist seit 1929 lediglich Laurence Olivier und Vivien Leigh sowie Paul Newman und Joanne Woodward gelungen.
Eine absolute Seltenheit ist auch die Nominierung einer Regisseurin. Dass diese Zahl zur 87. Oscar-Gala mit Ava DuVernay für ihr hochgelobtes Bürgerrechtsdrama „Selma“ nicht auf fünf gestiegen ist, hat massive Kritik hervorgerufen – und erneut ein negatives Kuriosum bei der Zusammensetzung der Oscar-Academy selbst unterstrichen: Wie die „Los Angeles Times“ 2012 herausfand, sind von den knapp 6000 Mitgliedern der Academy fast 94 Prozent weiß und 77 Prozent Männer. Der Altersdurchschnitt liegt bei 62 Jahren, nur jeder Siebte ist jünger als 50.
Quelle: n-tv.de
(Bild: CC Kevo Thomson)
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