„The Muppets“: Kermits Leben? Eine in Speck gerollte Hölle auf Erden

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Nach 17 Jahren kehren Kermit, Miss Piggy und Co ins Fernsehen zurück. „Erwachsen“ soll die neue Serie sein – und Sittenwächter gehen auf die Barrikaden. Die Premiere aber zeigt: Etwas wilder dürfen es „The Muppets“ schon noch treiben.


Für die reaktionäre Elternvereinigung „One Million Moms“ war die Sache schon vor der Premiere am Dienstagabend klar. „Es ist nicht die Show, die sie einst war. ABC hat ‚The Muppets‘ ruiniert“, quakte die Gruppierung und erregte sich über „sexuell aufgeladene Witze“ und den „pervertierten Charakter“ der einst vermeintlich so unschuldigen Filzkreaturen. Die Muttis müssen offenbar noch mal das Lesen der Uhr üben – nicht umsonst strahlt der Sender ABC seine neue Show zur besten erwachsenen Sendezeit um 20.00 Uhr Ostküstenzeit aus.

So richtig gewagt oder gar pervers war in der Premiere eigentlich nichts – leider, muss man fast sagen. Am weitesten gingen Ko-Schöpfer Bill Prady, Erfinder der Erfolgsserie „The Big Bang Theory“, und sein Team wohl noch mit Fozzy Bär. Der ist jetzt mit einer jungen, menschlichen Blondine zusammen und nicht nur deren Eltern fragen sich etwas besorgt, wie das alles biologisch-kulturell zwischen den beiden ablaufen soll. Fozzys ungemütliches Abendessen lieferte einen der besten Lacher der halbstündigen Premiere, als der Bär den servierten Fisch lobte und der Vater seiner Freundin höhnte: „Er mag den Lachs, was für eine Überraschung!“

Liebes-Aus als Quotenbringer

Noch weniger rund läuft es bekanntermaßen bei dem anderen Inter-Spezies-Paar der Muppets. Kermit und Miss Piggy haben ihre Trennung öffentlichkeitswirksam kurz vor der Premiere ihrer Show verkündet. Er ist mittlerweile mit der brünetten Schlafzimmerblick-Sau Denise liiert („Was soll ich sagen: Ich fühle mich zu Schweinen hingezogen“). Die Trennung war dann erwartungsgemäß auch das Hauptthema der Debütfolge. Schon nach wenigen Minuten von Miss Piggy in bester Diva-Laune seufzt Kermit: „Mein Leben ist eine in Speck gerollte Hölle auf Erden.“ Der Frosch ist ausführender Produzent der Talkshow „Up Late with Miss Piggy“, vor und hinter deren Kulissen „The Muppets“ spielt. Das alles läuft im Stile einer Mockumentary à la „Modern Family“, „30 Rock“ oder „The Office“ ab.

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Neu ist das Format damit noch lange nicht. Schon Jim Hensons ursprüngliche „Muppet Show“ von 1976 bis 1981 spielte auf der Theaterbühne und backstage. Und bereits bei der 1998 nach zwei Staffeln eingestellten Serie „Muppets Tonight“ wurde das Theater gegen ein Talkshow-Studio eingetauscht. Gast der Premiere war damals Michelle Pfeiffer. Während ihr Status außer Frage stand, musste in der aktuellen Debütfolge „Pig Girls Don’t Cry“ wiederholt betont werden, welch ein riesiger Hollywoodname Gaststar Elizabeth Banks doch ist.

Das geht noch hochkarätiger

Dabei dürfte weniger deren Nebenrolle in der „Hunger Games“-Reihe den Ausschlag gegeben haben, als vielmehr ihre Verbundenheit zum Sender. Gerade erst war Banks für eine Gastrolle in der ABC-Serie „Modern Family“ für einen Emmy nominiert. Einen Kurzauftritt bekam auch der Moderator der ABC-Tanzsendung „Dancing with the Stars“, Tom Bergeron. Und am Schluss durfte die Band Imagine Dragons in Miss Piggys Talkshow einige Takte ihrer aktuellen Single „Roots“ spielen, die es in den USA gerade mal auf Platz 77 der Charts gebracht hat.

Etwas tiefer hätte der Disney Konzern, zu dem die Muppets und ABC gehören, für die Premiere schon in die Star-Kiste greifen können. Künftig ist also viel Luft nach oben, man denke nur an all die Marvel-Superhelden oder die kommenden „Star Wars“-Filme (ebenfalls alles Disney). Schließlich waren schon früher Luke Skywalker und R2D2 bei den Muppets zu Gast. Auch in Sachen Charme und Witz ist ein Anfang gemacht, der aber noch stark ausbaufähig ist.

Bei allen Parallelen zu früheren Serien soll bei „The Muppets“ nun eben auch das Privatleben der Protagonisten sehr viel stärker im Mittelpunkt stehen. „Wer kennt nicht die Kardashians? Ihr Leben wird im Fernsehen offen gelegt – was irgendwie auch mit mir passiert. Ein bisschen beängstigend“, hat Kermit in einem Interview gesagt. Bleibt nur zu hoffen, dass sich die Macher von Sextape-Regionen fernhalten. Ganz so schmuddelig muss es dann doch nicht werden.

Quelle: n-tv.de

(Bilder: Facebook/The Muppets ABC)

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