Die elfte Staffel von „Keeping Up with the Kardashians“ startet und eigentlich könnte langsam mal Schluss sein mit der Omnipräsenz von Kim, Kendall & Co. Ein Blick hinter die Kulissen verrät, warum der Erfolg der Sippe das Aus ihrer Reality-Show bedeuten könnte.
Die Schadenfreude war groß, als die Einschaltquoten für die „Keeping Up with the Kardashians“-Premiere verkündet wurden. Mickrige 1,29 Millionen Zuschauer schalteten ein, als die zehnte Staffel der Realityshow nach einer seltsam langen Sommerpause am 20. September zurückkehrte. Obwohl die Sendung gerade erst für drei Staffeln verlängert worden war, machten schnell Spekulationen über ein Aus die Runde. Im Grunde bereitet der Erfolg der Sippe um Kim Kardashian vielen Menschen Unbehagen: Zu willkürlich und unerklärlich scheint die Faszination, die ausgerechnet diese Familie ohne erkennbare Talente auf Millionen von Fans ausübt.
In Sachen Selbstausbeutung und -vermarktung auch in sozialen Medien haben die Kardashians unbestreitbar neue Maßstäbe gesetzt. In den Tagen vor der US-Premiere der elften Staffel von „KUWTK“ am heutigen Sonntag erreichte die Allgegenwärtigkeit des Clans in den Boulevardmedien einen neuen Höhepunkt. Das 20-jährige Nachwuchs-Supermodel Kendall Jenner läuft bei der Modenschau der Dessousmarke Victoria’s Secret. Die 35-jährige Kim hat während der zweiten Schwangerschaft bereits 24 Kilogramm zugelegt. Die 31-jährige Khloé hängt angeblich im Liebes-Dreieck mit Freund James Harden und Noch-Ehemann Lamar Odom. Und dann ist da immer noch die zerrüttete Beziehung zwischen der 36-jährigen Kourtney und Langzeit-Loser-Partner Scott Disick. Man sieht: Beim Gemischtwarenladen Kardashian/Jenner findet jeder willige Kunde eine Identifikationsfigur.
„GZSZ“ der USA
Diese Grundidee zum anhaltenden Erfolg der Kardashians hatte 2007 auch Matriarchin Kris Jenner ins Büro des Moderators und TV-Produzenten Ryan Seacrest getrieben. Ihre vier Kinder aus der Ehe mit dem Staranwalt Robert Kardashian – der 28-jährige Rob Kardashian taucht nur noch selten auf – sowie die zwei kleinen Mädchen aus der Ehe mit Gold-Olympionike Bruce Jenner sollten doch wohl genug Stoff hergeben, um das Interesse eines TV-Publikums zu wecken.
Sie sollte Recht behalten. Die bereits gute Quote der allerersten „KUWTK“-Folge wurde zum Ende der Debütstaffel noch auf 1,9 Millionen mehr als verdoppelt. Die lautstarke Großfamilie, in der meist die Frauen den Ton angaben, traf vor allem auch den Geschmack weiblicher Zuschauer. Während hierzulande Figuren aus „Lindenstraße“ oder „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ glühenden Fans ans Herz wuchsen, stiegen die Kardashians in den USA zu einer Art neureichem „Denver Clan“ mit Sex-Tape-Vergangenheit auf.
Mutter Kris, die mit eisernem Willen und Geschäftssinn den Erfolg erst möglich gemacht hat, erklärt das Phänomen Kardashian in erster Linie mit der guten Arbeitsmoral ihrer Töchter. Die bedeutet in diesem Falle nicht nur, pünktlich und ausreichend motiviert zu Presseterminen zu erscheinen, sondern auch acht Jahre nach Erstausstrahlung von „KUWTK“ weiterhin bereit zu sein, das eigene Leben und damit zwangsläufig das von Kindern und Partnern für die Arbeit ausschlachten zu lassen.
„Kris und Kim, die Dritte“
Die „Reality“ der Kardashians hat mit der Wirklichkeit natürlich nur extrem bedingt etwas zu tun. Vermeintlich intime Lebensbeichten finden in Anwesenheit von bis zu einem Dutzend Mitgliedern der Fernsehcrew statt. Zehn bis zwölf Stunden lang wird während der Arbeit an einer neuen Staffel täglich gedreht, wie die „New York Times“ berichtete. Vor allem Kris und Kim sollen ihre Szenen gern mehrmals aufnehmen, um sich so vorteilhaft wie möglich zu präsentieren. Drehunwillige Kinder aus Bruce Jenners Vergangenheit wurden totgeschwiegen. Das Haus, das seit Jahren als Familiensitz der Jenners präsentiert wird? Bloße Außenkulisse. Besucher müssen sich am Eingang von Kris Jenners Zuhause per Unterschrift zur Verschwiegenheit verpflichten.
Diese Geheimniskrämerei ist in Zeiten von Klatschpresse und vor allem sozialen Medien, in deren Umgang die Kardashians wahre Meister sind, natürlich längst obsolet. Da mögen sich die Zeitspannen zwischen Dreharbeiten und Ausstrahlung noch so verkürzt haben und das vorherige Staffelende gerade mal einen Monat zurückliegen: Die TV-Show hinkt den „wahren“ Ereignissen unbarmherzig hinterher und hält entgegen des Titels längst nicht mehr mit den Kardashians Schritt. Womöglich ist das sogar der Hauptgrund für die immer schlechter werdenden Einschaltquoten.
Wenn in der Premiere am Sonntag von Kourtneys und Scotts Trennung die Rede ist oder gezeigt wird, wie die Schwestern mit Caitlyns Verwandlung in eine Frau umgehen, ist das für Fans der alte Kaffee von vor einem Vierteljahr. Die bewegte Zukunft der Kardashians liegt wohl eher in Live-Streams und Youtube-Kanälen. Sie werden – Schreck lass nach – immer realer.
Quelle: n-tv.de
Bilder: Facebook/Keeping up with the Kardashians; Twitter/KUWTK
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