In den Untiefen unseres Sonnensystems versteckt sich womöglich ein neunter Planet. An dessen Status wollen die Entdecker keinen Zweifel aufkommen lassen. Doch was macht einen Planeten aus? Und warum ist die Kategorie Astronomen so wichtig?
Mike Brown ist felsenfest davon überzeugt: Was er und Kollege Konstantin Batygin da am Rande unseres Sonnensystems entdeckt haben wollen, ist ein Planet. Keine weitere Diskussion vonnöten. Der Himmelskörper sei sogar „der planetigste aller Planeten im gesamten Sonnensystem“, ließ der Astronomie-Professor von der Elite-Universität California Institute of Technology wissen. Brown und Batygin haben den Status ihrer Entdeckung schließlich auch in deren vorläufiger Bezeichnung „Planet Neun“ festgeschrieben. Denn das Schicksal des vorherigen neunten Planeten hat gezeigt, wie schnell man als Sonnenumkreiser zum astronomischen Hinterbänkler degradiert werden kann.
Die Nachricht von einem möglicherweise neunten Planeten hätte zeitlich kaum besser passen können. Denn die Herabstufung Plutos jährt sich zum zehnten Mal. Am 24. August 2006 einigte sich die Vollversammlung der Internationalen Astronomischen Union (IAU) in Prag auf eine konkrete Definition des Planetenbegriffs, die zum Ausschluss Plutos führte.
Wie viele Planeten sollen es werden?
Die Entscheidung stieß bei Fans des Winzlings weltweit auf Entsetzen, hatte sich jedoch angekündigt. Der 1930 entdeckte Himmelskörper misst weniger als ein Fünftel des Erddurchmessers. 2005 wurde hinter Pluto das größere Objekt Eris entdeckt und in den Medien bereits als „zehnter Planet“ gefeiert. Und da war auch noch der 1801 aufgespürte Asteroid Ceres, der zwischen Mars und Jupiter seine Bahn zieht und ein gutes halbes Jahrhundert lang ebenfalls als Planet geführt wurde.
Forscher gerieten unter Druck, endlich definitiv festzulegen, was genau einen Planeten ausmacht. Dabei ging es auch um eine Grundsatzentscheidung: Wollen wir in einem Sonnensystem mit Dutzenden oder nur einer Handvoll Planeten leben? Die Mehrheit der Astronomen entschied sich nach einigen Streitereien bekanntermaßen für die letztere Variante, die hohe Ansprüche an den Planetenstatus stellt.
Nach der derzeit gültigen Variante kreisen Planeten um die Sonne und besitzen genug Masse, um von der eigenen Anziehungskraft in eine nahezu runde Form gezwungen worden zu sein. Diese Voraussetzungen erfüllten zwar auch Pluto, Eris und Ceres – nicht aber die dritte und entscheidende Maßgabe, was sie in die neue Klasse der Zwergplaneten verfrachtete: Ein Planet muss über genug Masse verfügen, um seinen Orbit von weiteren Himmelskörpern freiräumen zu können.
Keine Debatte vonnöten
Gleich zu Beginn der CalTech-Pressemitteilung zur Entdeckung von „Planet Neun“ weisen die Entdecker denn auch mit Nachdruck auf dessen Masse hin. Die soll das 5.000-fache derer Plutos betragen. Damit, so Brown, sei der neue Himmelskörper groß genug, damit eine Diskussion über seinen wahren Status überflüssig werde. Im Gegensatz zu den Zwergplaneten dominiere die Gravitation von „Planet Neun“ seinen Bereich des Sonnensystems. Auf dem Blog „FindPlanetNine.com“ unterstreicht Brown, dass „Planet Neun“ den „Rand des Sonnensystems dominiert. Das reicht aus, um ihn nach jedermanns Berechnung zu einem Planeten zu machen“.
Noch beruhen alle Schlussfolgerungen der Wissenschaftler aber auf mathematischen Modellen und Computersimulationen, die den seltsamen Orbit von Objekten im Kuipergürtel mit eben diesem neuen Himmelskörper und seiner Anziehungskraft erklären. Er ist so weit von der Sonne entfernt, dass er für eine Umkreisung schätzungsweise 10.000 bis 20.000 Jahre benötigt und damit bislang kein Teleskop von ihm reflektiertes Sonnenlicht einfangen konnte.
Für Brown hat das Beharren auf dem Planetenstatus seiner Entdeckung auch ganz persönliche Gründe. Seine Forschung zum äußeren Bereich des Sonnensystems hatte maßgeblich zur Degradierung Plutos beigetragen. Brown ist auf Twitter sogar unter dem Nutzernamen „@plutokiller“ unterwegs. Seine Tochter allerdings war vom Schicksal Plutos wenig begeistert. „Sie deutete vor einigen Jahren an, dass sie mir verzeihen würde, falls ich einen neuen Planeten finde“, sagte Brown der „Washington Post“. „Ich habe also vermutlich ihr zuliebe daran gearbeitet.“
Quelle: n-tv.de
Bilder: Caltech/R. Hurt (IPAC); Caltech/R. Hurt (IPAC); Lance Hayashida/Caltech
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