Strafe trotz richtiger Antwort: Jauch streicht Zusatzjoker die Belohnung

Wer wird Millionär?

Die Dame im Publikum nennt die korrekte Antwort, aber Günther Jauch verweigert ihr die übliche Prämie. Richtig so. Zuhören, mitdenken und im Zweifel stillhalten: Die „Wer wird Millionär?“-Zuschauer im Studio verdienen mal eine Abmahnung.


„Wer wird Millionär?“-Überhangskandidat Stefan Tumczak kann mit Widersprüchen im Leben eigentlich gut umgehen. Schließlich ist der Haarpflege-Experte bei einer großen Drogeriekette mehr oder minder freiwillig Glatzenträger. Schuld ist eine Überwachungskamera, aber dazu später mehr. Mit den widersprüchlichen oder gleich völlig falschen Antworten des Publikums war der sympathische Kandidat am Montagabend hingegen echt gebeutelt. Günther Jauch ließ einerseits Gnade vor Recht ergehen und machte gleichzeitig knallhart klar: So nicht. 500 Euro für eine richtige Antwort? Dieses Mal wurde daraus nichts.

Manchmal scheint der größte Unsicherheitsfaktor bei der RTL-Quizshow weniger die Schwere der Fragen, sondern die Tagesform des jeweiligen Studiopublikums zu sein. An einigen Tagen hauen sie den Kandidaten aus dem tiefsten Loch, dann wiederum reiten sie ihn richtig ins Abseits. Bei Tumczaks zweiter Frage für 16.000 Euro durfte man bereits Böses ahnen. Gefragt wurde, wer 2016 – ein Jahr nach der Trennung von seiner Band – mit dem Album „Neuanfang“ auf Platz 1 der Charts landete. Das ganze Publikum sollte helfen. Das Ergebnis: „Boah“, meinte der Kandidat enttäuscht. „Da haben wir aber ein traumhaftes Kopf-an-Kopf-Rennen. Det ist jetzt blöd“, pflichtete ihm Jauch bei. Denn während 41 Prozent richtig auf Clueso getippt hatten, entschieden sich 42 Prozent fälschlicherweise für Adel Tawil. Tumczak musste noch den 50/50-Joker verbraten, um die Runde zu überstehen. Es kam noch schlimmer.

Nach dem Diebstahl kommt die Erkenntnis

Zwischendurch aber wurde netterweise ein Foto des Esseners aus vergangenen Haar-Zeiten eingeblendet. Da war er nämlich noch mit einer traumhaften Mähne gesegnet. Allerdings hatte er mit seinem glatzenanfälligen Vater eine stete Mahnung vor Augen. Dann betrachtete der Drogist eines Tages wegen eines Diebstahls ein Überwachungsvideo – und sah sich selbst von oben. „Ich hab gesehen, dass sich da so eine Platte ausbreitete. Da war klar: Die Haare müssen weg. Das muss wenigstens gewollt aussehen. Seitdem wird rasiert.“ Zwar ziehen voreingenommene Kundinnen deshalb automatisch seine Haarpflege-Kompetenzen in Frage und wenden sich lieber an eine Mitarbeiterin, wie der Kandidat schilderte. „Aber die werden von der Kollegin dann wieder zu mir zurückgeführt.“ Manche Leute muss man eben zu ihrem Glück zwingen.

Wer wird Millionär?

Andere hingegen haben wohl Gutes im Sinn, erweisen sich dabei aber als kontraproduktiv. Schon bei der nächsten Aufgabe brauchte Tumczak erneut die Hilfe des Publikums, dieses Mal des Zusatzjokers. Für 32.000 Euro lautete die Frage, in welchem Land der amtierende NATO-Generalsekretär schon zweimal Regierungschef war: Portugal, Norwegen, Rumänien, Belgien. Der 33-Jährige witterte angesichts von Portugal und dem von dort stammenden neuen UNO-Generalsekretär António Guterres eine Falle. Also fragte er lieber eine ältere Dame mit Perlenkette, die die Antwort zu wissen glaubte. Oder nicht. Also am besten mal melden und dann nachfragen.

UNO, NATO, ACHSO

„Der ganz neue Generalsekretär nach Ban Ki-moon, ne, der ist gemeint?“, hob die Dame an. Nein, leider habe sie da NATO und Vereinte Nationen vertauscht, entgegnete Jauch. „Ach so“, kam die lapidare Antwort. „Was machen wir denn jetzt?“ „Ich würde sagen: Unauffällig wieder hinsetzen“, riet Jauch. Um den schuldlosen Kandidaten aber nicht extra zu strafen, ließ er „Gnade vor Recht“ ergehen und fragte die Zuschauerin, welches Land von den Vieren denn am ehesten auf Ausgleich bedacht sei. Sie nannte endlich die richtige Antwort „Norwegen“, Jauch riet dem Kandidaten stark zum Einloggen. Der nahm das Ganze gelassen: „Ich hab ja eigentlich nichts zu verlieren. Wenn ich auf 500 Euro falle – die hatte ich vorher nicht.“ Der Moderator hingegen wollte Gerechtigkeit walten lassen. An die Dame gewandt verkündete er: „Mit Fug und Recht gibt es für Sie heute mal keine 500 Euro.“

32.000 Euro waren dann auch Tumczak Endsumme. Er hofft jetzt auf einen zweiten großen Gewinn. Denn klammheimlich träumt der Haarexperte mit einer doch recht markanten Stimme auf seine Entdeckung als Synchronsprecher: „Ich nehme Angebote gern entgegen.“ Da stört sich auch wirklich niemand an seiner Glatze.

Martin Lohr aus Hamburg ist zwar Gastronom, hat bis vor kurzem aber noch nie was von Matcha Tee gehört. Er ging mit 16.000 Euro nach Hause. Rechtsreferendarin Roxana Schmuck aus Regensburg kommt nächsten Montag wieder.

Quelle: n-tv.de

Bilder: RTL / Stefan Gregorowius