Verb, das andere Tuwort – Studentin stolpert über deutsche Sprache

Wer wird Millionär?

Diese Literaturstudentin ist Handmodel, bei der deutschen Sprache aber hapert es. Das Verb sei ein Tuwort, hilft Günther Jauch. „Tu nicht so bescheiden!“, schallt es zurück. Merke: Auch schwule Spechte spielen nicht Trompete.


Ist Ihnen in einem Prospekt eines Discounters mal eine Frauenhand aufgefallen, die auf ein Tablet deutet? Dann war das womöglich Sarah Bodewig, ihres Zeichens Handmodel. Auch als Haarmodel wurde die Studentin der Literaturwissenschaft am Montagabend bei „Wer wird Millionär?“ vorgestellt, aber da scheint ein singulärer Einsatz etwas aufgeblasen worden zu sein. Überhaupt war hier tendenziell viel Luft im Spiel – in Form häufigen Kicherns der Kandidatin und der Steigerungsmöglichkeiten nach oben. Sollte sie vielleicht den 50/50-Joker nehmen?, fragte Bodewig bei der 4000-Euro-Frage. Günther Jauch winkte entsetzt ab: „Das hilft Ihnen gar nichts!“

Die Studentin sollte wissen, bei welchem Wort es sich um ein Verb handelt: genügsam, anspruchslos, bescheiden, spartanisch. Jauch wollte helfen und wies darauf hin, dass ein Verb ein Tuwort ist. Das schien Bodewig aber erst recht zu verwirren. „Tu nicht so spartanisch?“, versuchte sie einen Satz zu bilden und war zunehmend von ihrem Ansatz angetan: „Tu nicht so bescheiden! Das sagt man ganz häufig.“ Nein, die andere Art von Tuwort war gemeint. Da bleibe das Wort ja das Adjektiv, warf der Moderator ein und der eifrige „Wer wird Millionär?“-Zuschauer fühlte sich stark an den anderen Grammatik-Häcksler und Jauch-Fertigmacher James Mean („Er braut Bier“) erinnert. Der Moderator jedenfalls drängte die Kandidatin zum Zusatzjoker. Ein Gymnasiallehrer im Ruhestand wählte „bescheiden“ im Sinne von jemandem etwas mitteilen. „Ich kenne das Wort nicht“, meinte Bodewig, fragte noch mal bei ihrem Joker nach und wurde dann von Jauch vom 50/50-Joker abgehalten.

 

Ach Göttchen, Koala-Krankenhaus

„Ah, herrlich. Was lesen die denn heute an der Uni?“, meinte der Gastgeber. So ganz eindeutig war die Sache für ihn allerdings nicht. „Ich habe bei ‚bescheiden‘ was anderes im Kopf. Also ich hätte das anders begründet“, meinte Jauch an den Joker gewandt. Er dachte eher an „sich begnügen“, beide Definitionen sind korrekt. Man merkte, dass der Moderator allmählich die Geduld mit der leicht hektischen und kicherigen Kandidatin verlor. „Oh Gott, aber bei 8000 sollte man es vielleicht nicht mehr so riskieren?“, meinte Bodewig bei der nächsten Unsicherheit. „Wir sind schon bei 16.000 Euro“, korrigierte sie Jauch. „Nur entscheiden müssten wir uns jetzt.“

Bei der 32.000-Euro-Frage sollte man dann wissen, dass Grünen-Chef Cem Özdemir nachweislich: in Honecker verliebt, mit Jelzin verlobt, mit Castro verheiratet oder von Mao geschieden ist. „Dem seine Frau heißt bestimmt Castro“, meinte Bodewig. Faktisch eigentlich ganz richtig, nur von der Form her fragwürdig. Jauchs Kommentar: „Für eine Literaturwissenschaftlerin völlig angemessen.“ Ein „Ach Göttchen“ später hörte Bodewig auf. Mit einem Teil ihrer 16.000 Euro finanziert sich die Studentin eine Reise nach Australien, wo sie in einem Koala-Krankenhaus arbeiten möchte. Spätestens dann war die Sache für Jauch gegessen.

Wer wird Millionär?

Richtige Pluspunkte im Tierreich sammelte auch Nachfolgerin Anke Wiegand nicht unbedingt. Ihre Frage für 500 Euro lautete: Ist der Buntspecht auf Partnersuche, dann beeindruckt er mit einem Klarinettenkonzert, Trompetentusch, Trommelwirbel oder Gitarrensolo. Der Harley-Davidson-Fan stand auf dem Schlauch. „Ich habe noch nie davon gehört, dass ein Specht trompetet“, „Also, Klarinette spielt er nicht“, „Ich hab dann echt was verpasst, wenn ein Specht Gitarre spielt“, überlegte die Finanzexpertin aus Hünstetten im Taunus laut, bevor sie sich für den Trommelwirbel entschied. Mit dem würden Weibchen oder auch Männchen angelockt, erläuterte Jauch – denn die Vogeldamen trommelten ebenfalls. „Ach, ich dachte es gibt schwule Spechte“, warf die Kandidatin ein. Das Thema faszinierte den Moderator offenbar dermaßen, dass er glatt die laute End-Trompete überhörte.

Kleine Anekdote am Rand: Sarah Bodewig war im Juli 2015 schon mal Auswahlkandiatin bei „Wer wird Millionär?“ – gemeinsam mit Mohamed Mahjoubi, der fast auf den Tag genau vor einem Jahr 125.000 Euro gewann.

Quelle: n-tv.de

Bilder: RTL / Stefan Gregorowius

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