„The Founder“: Der unappetitliche Amerikanische Traum

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John Lee Hancock erzählt in „The Founder“ von den Anfängen des Hamburger-Imperiums McDonald’s und unbeabsichtigt auch vom Erfolg Donald Trumps.


„Wir werden ihn niemals besiegen. Wir werden ihn niemals loswerden.“ Die Fassungslosigkeit ist Mac McDonald ins Gesicht geschrieben. Ray Kroc hat sein auf Familienwerten und Effizienz gebautes Familienrestaurant in ein globales Wirtschaftsmonster verwandelt, das einen ganz speziellen Hunger der Konsumenten stillt. Spätestens mit dieser scheinbar allen Gesetzen der Logik widersprechenden Niederlage wird John Lee Hancocks „The Founder“ ungeplant zu einer Allegorie auf US-Präsident Donald Trump und den anderen Amerikanischen Traum – dem der Opportunisten, Blender und genialen (Selbst-)Vermarkter, die an unsere niederen Instinkte appellieren und doch etwas viel Tieferliegendes befriedigen.

TF_D26_DM_07072015-9274.cr2Splendid Film

Das Ziel ist Uniformität

Der Film setzt 1954 ein. Die Fähigkeiten von Ray Kroc (Michael Keaton) konnten nie mit seinen Ambitionen Schritt halten. Der abgehalfterte Vertreter zieht mit seinem Milchshake-Mixgerät von einem miserablen Drive-in zum nächsten. Dann macht er den Fund seines Lebens. Die Brüder Dick (Nick Offerman) und Mac McDonald (John Carroll Lynch) betreiben in Kalifornien ein noch nie dagewesenes Burger-Restaurant. „Eine Symphonie der Effizienz“, nennt Mastermind Dick die durchgeplante Küche, in der jeder Burger mit zwei Scheiben Gurken belegt und jeder Pommes frite exakt zur gewünschten Knusprigkeit frittiert wird.

Kroc überredet die Brüder, mithilfe von Lizenznehmern ganz Amerika in den Genuss ihrer Fast-Food-Revolution kommen zu lassen. McDonald’s wird ein Riesenerfolg, doch der eifrige Jünger Kroc versinkt in Schulden. Die von den Gründern geforderten Qualitätsmassstäbe sind einfach zu teuer. Ein Pulver-Milchshake ohne Eiscreme soll die Rettung bringen. Wie bereits in „There Will Be Blood“ dient das Getränk als Symbol für die korrupte Saugkraft des Kapitalismus.

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Es war nachträglich betrachtet symbolträchtig, aber reiner Zufall, dass „The Founder“ in den USA am Tag von Trumps Amtseinführung in die Kinos kam. Für Regisseur Hancock („Saving Mr. Banks“, „The Blind Side“) erschlossen sich die Parallelen zwischen Kroc und dem Immobilienunternehmer erst im Nachhinein. Gut, andernfalls wären sie womöglich geglättet worden. Sehr kritische Auseinandersetzungen scheinen nicht die Sache des Filmemachers zu sein. Am Ende bemüht er sich auffallend, den streitbaren Konzern gut dastehen zu lassen. Ungeachtet aller ethischen Ambiguitäten werden die fleischlichen Genüsse bei McDonald’s nie in Frage gestellt. Keine Spur von „Super Size Me“.

Der Name ist Trumpf

Bei „The Founder“ geht es aber höchstens zweitrangig ums Essen und schon gar nicht ums Kochen. Kreativität am Herd – vor einigen Jahren in Jon Favreaus „Chef“ (2014) oder „Im Rausch der Sterne“ (2015) mit Bradley Cooper noch so gefeiert – ist hier allen Beteiligten der absolute Graus. Anstatt mit Aromen wird mit anderen Mitteln verführt. Nach Ansicht Krocs waren nie die Speisen, sondern der vertrauenerweckende Name das Erfolgsrezept von McDonald’s. Oberflächlichkeit und Tiefenpsychologie liegen im Marketing nebeneinander. Wurde jemals eine Trump-Immobilie allein wegen ihrer Qualität gebaut?

Einige Kritiker haben moniert, dass Hancock seinen Anti-Helden nicht stärker als Bösewicht inszeniert. Gerade darin liegt die Stärke des Films. Krocs Wandlung vom kapitalistischen Saulus zum McPaulus mag menschlich verwerflich sein. Sein Marketing-Genie und Erfolg sind jedoch unbestreitbar. Brot und Spiele und Happy Meals, Nomen est Omen und Trump Tower – diese Seite des Amerikanischen Traums muss erst noch verdaut werden.

 

Filmbilder: Splendid Film

Aufmacherbild: Pixabay/quinntheislander