Der neue, inzwischen achte Teil der automobilen Actionfilmserie bricht alle Rekorde. Der Schlüssel zum Erfolg liegt ausserhalb von Hollywood, denn die Saga ist ein echter Exportschlager.
Harte Kerle, heisse Frauen, schnelle Karren – das Grundrezept von «The Fast and the Furious» ist denkbar einfach und sorgt seit 2001 für klingelnde Kassen. Doch wohl nicht einmal der Star und Produzent Vin Diesel hätte beim achten und neusten Teil mit einem derartigen Erfolg gerechnet. «The Fate of the Furious» hat in den ersten Tagen weltweit rund 540 Millionen Dollar eingespielt und damit «Star Wars: The Force Awakens» (2015) auf Platz zwei der besten Startwochenenden aller Zeiten verwiesen. Wie kann ein Testosteron-Bleifuss-Streifen den vielleicht heissest ersehnten Film der vergangenen Jahrzehnte schlagen? Das fragt man sich nicht nur in Hollywood. Die Antwort ist überraschend einfach, aber nicht simpel: Die Saga um den ehemaligen Dieb Dominic Toretto (Diesel) ist ein echter Exportschlager.
Universelle Themen
Während «The Fate of the Furious» in den USA gerade einmal Platz 44 auf der Liste der besten Startwochenenden aller Zeiten hinlegte, erreichte er im Rest des globalen Filmmarkts eine neue Bestmarke. 82 Prozent des Rekord-Einspielergebnisses wurden ausserhalb der USA erzielt – laut der Statistik der Branchendatenbank Box Office Mojo ein historischer Spitzenwert. «The Force Awakens» spielte gerade einmal die Hälfte des Startumsatzes nicht in den USA ein. «The Fate of the Furious» eroberte in allen 63 Ländern und Regionen, in denen er vor zwei Wochen zeitgleich angelaufen war, Platz eins der Kinocharts. Insbesondere auf dem riesigen chinesischen Markt räumte der Actionkracher ab. Er erwirtschaftete dort in drei Tagen 190 Millionen Dollar – fast viermal so viel wie «Star Wars: The Force Awakens».
Gerade die simple Prämisse der «Fast and Furious»-Reihe hat den weltweiten Erfolg ermöglicht. Die Liebe für schnelle Autos ist universell, die Dramaturgie von Autorennen über Sprach- und Kulturgrenzen hinweg leicht zu verstehen. Zudem wird das Franchise wie die «James Bond»-Reihe für spektakuläre Stunts und exotische Schauplätze geschätzt. Zu Beginn des neuen Teils etwa rast Toretto mit einem lichterloh brennenden Wagen durch Havanna. Die Serie legt zudem seit Teil eins auffallend viel Wert auf einen Moralkodex. Die Gang wurde stets als eine Familie präsentiert, in der Loyalität über allem steht. Es ist ein brüderliches Image, das offenbar weltweit Männerherzen anspricht.
Abschied von einem Star
«The Fast and the Furious» hat sich über die Jahre hinweg eine treue Fangemeinde aufgebaut und pflegt diese Beziehung – nicht von ungefähr ist Vin Diesel mit 100 Millionen Anhängern der drittbeliebteste Prominente bei Facebook. Als sein enger Freund und Co-Star der ersten Stunde, Paul Walker, 2013 während der Dreharbeiten zu «Furious Seven» starb, stand die Zukunft der Reihe auf der Kippe. Der Abschied von Walkers Figur wurde aber klug gehandhabt, der Film von Regisseur James Wan zum bis dato erfolgreichsten Teil der Reihe.
Vielleicht steht die wahre Bewährungsprobe noch bevor. «The Fate of the Furious» ist bei allem Anfangserfolg einer der schwächsten Filme des Franchise. Aus den einstigen Strassenrennhelden ist eine 007-Truppe geworden, die den Dritten Weltkrieg verhindern muss und mit immer mehr Stammspielern (Dwayne Johnson, Jason Statham, Kurt Russell) langsam den Avengers Konkurrenz macht. Nach fast zwei Jahrzehnten drohen die Macher der Verlockung des Bombasts zu erliegen. Bleibt abzuwarten, ob sich die Bestmarken zum Start als Vorschusslorbeeren erweisen. Teil neun ist für April 2019 geplant, Regie-Neuzugang F. Gary Gray («Straight Outta Compton») soll an Bord bleiben.
Quelle: NZZ.ch / „Neue Zürcher Zeitung“, 27. April 2017
Bilder: Universal Pictures
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